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Das schreibt die LVZ:

Max Schirmer-Stiftung soll jungen Gesellen die Meisterschule ermöglichen

Urgroßvater Emil Schirmer hat 1888 einen der ältesten Familienbetriebe Deutschlands aus der Taufe gehoben. Jetzt versucht der Betrieb, über eine Stiftung jungen Gesellen den Erwerb des Meisterbriefes zu ermöglichen.

Eberhard Schirmer (l.) und Michael König vom Autohaus Max Schirmer in Lindenthal wollen mit einer Stiftung Gesellen den Besuch der Meisterschule ermöglichen. Quelle: André Kempner Lindenthal

Er zählte zu den Traumberufen in der Vorwendezeit zwischen Kap Arkona und Fichtelberg, der Automechaniker. „Heutzutage hat ein mittelständisches Unternehmen wie wir ganz schlechte Karten, um einen Lehrling zu bekommen“, bedauert Eberhard Schirmer, der jahrzehntelang als Kfz-Handwerksmeister einen der ältesten Familienbetriebe deutschlandweit in Lindenthal leitete. „Mehr als 100 junge Leute wurden bei den Schirmers ausgebildet, der letzte Lehrling erhielt 2009 den Gesellenbrief“, erklärt er. Offensichtlich habe der Beruf des Kfz-Mechanikers, heute heißt er Mechatroniker, an Attraktivität verloren. An den Schirmers liegt das beileibe nicht, die sich mit ihrer Firma seit 131 Jahren einen glänzenden Ruf weit über den Norden Leipzigs hinaus mit ihrer Zuverlässigkeit und einem hohen Qualitätsanspruch erarbeitet haben.

Ein Diplom-Ingenieur in der Autowerkstatt

1888 hatte der Urgroßvater von Eberhard, Emil Schirmer, am jetzigen Standort in Lindenthal das Familienunternehmen aus der Taufe gehoben. Zunächst als Schmiede, nach wenigen Jahren bereits als Reparaturwerkstatt für landwirtschaftliche Fahrzeuge. 1935 übernahm Opa Max den Betrieb, 20 Jahre später setzte Eberhards Vater Hans-Georg die Familientradition fort. 1988 schließlich, quasi zum 100-jährigen Firmen-Jubiläum, ging das Lenkrad der Schirmer-Dynastie in die Hände des damals 33-jährigen Filius Eberhand über. Die vierte Generation der Schirmers setzte eine neue Duftmarke unter den Kfz-Werkstätten. „Fachliches Können erwirbt man nicht im Selbstlauf“, kennzeichnete Eberhard Schirmer seine Maxime und zugleich Lebensphilosophie. Facharbeiterprüfung und Meisterbrief genügten ihm nicht. An der Leipziger Ingenieurschule für Maschinenbau schaffte es der Lindenthaler zum Diplomingenieur. Ein Wissensfundus, der Tag für Tag bei Arbeiten unter der Motorhaube oder der modernen Diagnosetechnik zur Geltung kam, auch in das Leistungsvermögen der Gesellen mündete. Das sprach sich offensichtlich sogar bis ins ferne Japan rum. Unmittelbar nach der Wende standen plötzlich hochrangige Vertreter von Mitsubishi Motors vor der Tür und engagierten Eberhard Schirmer als Vertragspartner von Mitsubishi Deutschland für Werkstattleistungen und Lkw-Handel. 1996 avancierte die Lindenthaler Niederlassung auch zum Service-Partner aller Mitsubishi-Pkw-Typen.

Selbst ein Immobilienkönig war Kunde

„Der Knaller ist für mich heute noch der Mitsubishi L 300, ein Kleinbus mit neun Sitzplätzen“, würdigt Eberhard Schirmer. Vor allem als Einsatzleitwagen und Mannschaftstransportfahrzeug bei Feuerwehr und Technischem Hilfswerk sei er sehr beliebt. „Doch prominentester Kunde war bei mir die einstige Immobilien-Ikone Jürgen Schneider, der später als Betrüger die größte Immobilienpleite Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg verursachte“, erinnert sich der Kfz-Experte.
Doch mit zunehmenden Alter musste auch ein Eberhard Schirmer kürzer treten. Im Vorjahr schließlich verkaufte er den Betrieb an den 44-jährigen Michael König, der nun als Geschäftsführer den Kfz-Meisterbetrieb weiterführt. Die freie Werkstatt firmiert fortan unter Max Schirmer GmbH. König arbeitet schon seit 2000 eng mit Eberhard Schirmer zusammen und betreibt auf dem benachbarten Grundstück einen florierenden Handel mit Gebrauchtwagen. Die zwei Kfz-Meister und drei Gesellen halten natürlich auch bei König die Stange. „Vor Jahren kümmerten sich hier mal zehn Kfz-Schlosser um die Kunden-Fahrzeuge“, konstatierte der neue Geschäftsführer.

Mittelstand sitzt am kürzeren Hebel

„Leider sitzen wir Mittelständler am kürzeren Hebel und können nicht verhindern, dass viele junge Fachleute den Verlockungen der Konzerne wie BMW und Porsche erliegen“, ergänzte er. Allein vier Schirmer-Gesellen wechselten zu den beiden Unternehmen. Hoffnungen setzt er jetzt auf die Max-Schirmer-Stiftung, die inzwischen von der Landesdirektion Sachsen das Zertifikat erhielt. Eberhard Schirmer, der eine größere Summe als Startkapital der Stiftung zur Verfügung stellte, steht ihr vor. König ist sein Stellvertreter. „Mit den Stiftungsgeldern wollen wir jungen Gesellen Stipendien ausreichen, um ihnen den Besuch der Meisterschule zu ermöglichen“, versicherte Eberhard Schirmer. Auch sozial Benachteiligte sollen mit diesen Mitteln Chancen für Aus-, Fort- und Weiterbildung erhalten. Außerdem würden Seminare sowie Mentoring- oder Coaching-Programme finanziert.

Von Günther Gießler